Creditreform hat letzte Woche den neuen sogenannten Schuldneratlas vorgelegt. Das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) kommentiert den Atlas und die daraus folgenden Schlagzeilen in einem sehr lesenswerten Beitrag.
Daraus: „(…) Das Originäre von Creditreform ist die Zusammensetzung zur pressewirksamen Hauptthese: Stärkerer Konsum führt zu höherer Überschuldung. Doch erfolgte der zusätzliche Konsum durch die Überschuldeten? Der Durchschnittsbürger wird zur Zeit in Deutschland in der Tat immer reicher und konsumfreudiger. Doch OECD und Bundesregierung (Reichtums- und Armutsbericht) weisen darauf hin, dass es diesen Durchschnittsbürger der Creditreform nicht gibt. Die Armutsschere geht auf. (…)
Was dort ständig auf Regionen, Städte, Haushaltstypen, Alter und Geschlecht umgerechnet wird ergibt sich aus den Tabellen, wo es nur noch um Schulden und nicht mehr um Überschuldung geht. „Schuldnerquoten in Deutschland 2004 bis 2014 (einschl. Schuldner-Haushalte)“ ist die Grundtabelle auf Seite 4. Man hat also wohl die Anzahl der Kreditnehmer im Konsumkredit auf die Anzahl aller Kreditnehmer umgelegt. Anderes jedenfalls erfahren wir nicht.
Doch man muss kein Sozialwissenschaftler sein, um die Problematik zu verstehen. Schuldner sind wir nämlich alle. Die Quote beträgt 100% und ändert sich nie. Wer telefoniert ist Schuldner, wer ein Haus baut und es mit einer Hypothek finanziert ist ebenso Schuldner wie der Mieter, der das Haus selber schuldet statt nur seinen Geldwert an die Bank zurückzahlen zu müssen. Auch wer im Konsumkredit „verschuldet“ ist, ist deshalb keineswegs ein Kandidat für Überschuldung. Alle die Überziehungskredite und Kreditkarten benutzen, sind bei Banken verschuldet.
Schulden haben mit Überschuldung so viel zu tun wie Schweine mit der Schweinepest. Ohne Schulden gibt es keine Überschuldung aber deshalb die Schweine für die Pest verantwortlich machen? . Die SCHUFA teilt für 2014 mit, dass selbst „97,5 % aller Ratenkredite 2013, wie schon in den Vorjahen, ordnungsgemäß bedient wurden“. (Kredit Kompass 2014, S. 6) (…) Erwiesen aber ist die Rolle der Anbieterseite bei der Überschuldung, die sich bei denen ergibt, die bereits überschuldet sind. Hier nämlich steigt sie rasant (Stichwort „Moderner Schuldturm“). (…) Bei den Forderungen der Inkassobranche waren ¼ (25,1%) auf die Forderungen aufgeschlagen, 18,2% an Zinsen und der Rest an Gebühren. Bei den Banken betrug die Quote nur die Hälfte (12,4%) Für ein Viertel der schulden und evtl. sogar für den größten Teil der nicht mehr zu bewältigenden Schulden bei Langzeitüberschuldeten sind die Inkassounternehmen somit selber verantwortlich.“