Der Beschluss des LG Stuttgart vom 10.6.2020, 9 Qs 29/20 dürfte Pflichtlektüre sein. Die Leitsätze:
Die Anordnung von Erzwingungshaft gemäß § 96 Abs. 1 OWiG ist eine Maßnahme der Zwangsvollstreckung im Sinne von § 89 Abs. 1 InsO. Sie ist daher nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens unzulässig, soweit sie vor diesem Zeitpunkt fällig gewordene Geldbußen betrifft.
Siehe auch LG Duisburg: Keine Vollstreckung von Geldbußen während eines Insolvenzverfahrens mit Anmerkung von RA Henning, der das Thema einen „insolvenzrechtlichen Dauerbrenner“ nennt.
Hier die im Stuttgarter Beschluss genannten Rechtsprechung:
Pro Vollstreckungsverbot:
- LG Hechingen, Beschl. v. 24.05.2007 – 1 Qs 49/07,
- LG Dresden, Beschl. v. 20.07.2012 – 5 Qs 95/11,
- LG Hannover, Beschl. v. 07.09.2009 – 48 Qs (OWi) 101/09,
- LG Bochum, Beschl. v. 04.12.2012 – 9 Qs 86/12,
- LG Duisburg, Beschl. v. 04.06.2014 – 69 Qs 7/14 und 05.07.2017 – 69 Qs 22/17
Kontra Vollstreckungsverbot:
- LG Berlin NStZ 2018, 726,
- LG Potsdam NZI 2016, 652 [Update 1.6.2021: LG Potsdam, 22.02.2021 – 24 Qs 71/20 -> nun Vollstreckungsverbot!]
- LG Offenburg, Beschl. v. 07.08.2018 – 3 Qs 38/18 –,
- LG Deggendorf, Beschl. v. 28.03.2012 – 1 Qs (b) 62/12