Hier aus der heutigen PM der BAG-SB: „Wo Entlastung gebraucht wird, droht Rückbau: Vielerorts geraten bestehende Beratungsstellen unter Druck. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e. V. (BAG-SB) beobachtet mit Sorge, dass in zahlreichen Kommunen und Ländern Stellen abgebaut oder nicht nachbesetzt werden.
„Viele Beratungsstellen arbeiten seit Jahren an der Belastungsgrenze – jede gestrichene Stelle verschärft die Situation weiter“, erklärt Charlotte Bischoff, Fachreferentin der BAG-SB. Aktuell zeigt sich in vielen Regionen, wie fragil die Finanzierung der Schuldenberatung ist – unter anderem in Brandenburg, wo Kürzungen drohen, oder in Mecklenburg-Vorpommern, wo es Ende 2024 bereits zu Schließungen kam. Auch in Hamburg bringt eine neue Ausschreibung finanzielle Unsicherheit für die Beratungsstellen mit sich. Diese Entwicklungen stehen exemplarisch für ein bundesweit zersplittertes Finanzierungssystem, das vielerorts keine verlässlichen Strukturen garantiert.
Schuldenberatung vor politischen Weichenstellungen
Im Herbst 2025 wird die neue Bundesregierung im Zuge der Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie neue gesetzliche Vorgaben verabschieden müssen. Diese könnten erhebliche Auswirkungen auf die Schuldenberatung haben – sowohl in Bezug auf deren Finanzierung als auch hinsichtlich einer höheren Arbeitsbelastung und eines steigenden Beratungsbedarfs.
Es ist daher fraglich, ob die jetzt getroffenen Entscheidungen den zukünftigen Anforderungen noch gerecht werden oder in naher Zukunft wieder korrigiert werden müssen. Auch die bisherigen Sondierungsgespräche der möglichen Regierungskoalition lassen aus Sicht der BAG-SB Fragen offen.
Der soziale Sektor spielt in den bisherigen Verhandlungen kaum eine Rolle, und die Schuldenberatung wird gar nicht erwähnt. Unklar bleibt zudem, wie die angekündigten finanziellen Maßnahmen gegenfinanziert werden sollen. Die Ankündigung, „im Rahmen der Haushaltsberatungen auch Einsparungen vorzunehmen“, lässt befürchten, dass soziale Angebote weiter unter Druck geraten – obwohl eine gut finanzierte Schuldenberatung langfristig Kosten für den Staat senken kann.
Eine einmalige Chance für eine verlässliche Finanzierung
Mit der anstehenden Gesetzesänderung bietet sich die einmalige Chance, das bislang zersplitterte System zu reformieren und eine tragfähige, verlässliche Struktur zu schaffen.
„Ziel muss es sein, unabhängig von kurzfristigen Schwankungen, bundesweit ein stabiles und zukunftsfähiges System zu etablieren. Die Schuldenberatung muss langfristig abgesichert werden, damit alle Menschen mit finanziellen Fragen schnellen Zugang zu qualifizierter Unterstützung erhalten. Wer heute Stellen abbaut, riskiert in wenigen Monaten eine kaum ersetzbare Lücke an Beratungskräften und Fachlichkeit“, so Charlotte Bischoff.
Angesichts dieser anstehenden Weichenstellungen appelliert die BAG-SB an die Kommunen und weiteren Kostenträger, übereilte Kürzungen oder Umstrukturierungen zu vermeiden und die kommenden bundespolitischen Entwicklungen in ihre Entscheidungen einzubeziehen. Nur eine vorausschauende Planung kann sicherstellen, dass die Schuldenberatung auch künftig handlungsfähig bleibt und ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht wird.“